10. Juni 2020

Die Autoren der Roadmap Systemdienstleistungen haben ihre Ergebnisse in einem Webinar präsentiert.

Systemdienstleistungen werden von den Netzbetreibern für einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb erbracht. Zu den wichtigsten Systemdienstleistungen zählen Frequenz- und Spannungshaltung, Versorgungswiederaufbau und Betriebsführung. Mit der Roadmap haben Mitglieder der Netzwerke Erneuerbare Energien und Stromnetze einen Plan erarbeitet, mit welcher Priorität welcher Bedarf an Forschung und Entwicklung im Bereich Systemdienstleistungen zu erwarten ist. Ihre Ergebnisse präsentierten sie nun in einem Webinar.

In ihren Vorträgen zeigten die Autoren der Studie verschiedene Aspekte: Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze geht einher mit dem Ausbau von Speichermöglichkeiten, einer zunehmenden Verknüpfung mit weiteren Sektoren wie dem Wärme- und dem Verkehrssektor sowie mit Smart Grids oder dem zunehmenden lokalen Verbrauch des erzeugten Stroms.

Weitere Ausgestaltung der Forschungsförderung

Timo Haase, Fachreferent im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), dankte den Autoren für die Erarbeitung des Strategiepapiers. Er kündigte an, dass das Ministerium die Ergebnisse in die Überlegungen zur weiteren Ausgestaltung der Forschungsförderung einfließen lassen werde. Auch stellte er in Aussicht, die Autoren der Studie zu weiteren Gesprächen in das BMWi einzuladen, sobald die Kontaktbeschränkungen dies zuließen. Ziel sei es einerseits, in die regelmäßige Nachjustierung der Schwerpunkte in der Forschungsförderung auch Einschätzungen der Community einfließen zu lassen. Andererseits sollen durch Einbeziehung weiterer BMWi-Referate in die Gespräche auch solche Aspekte diskutiert werden, die über Fragen der Forschung und Entwicklung hinausgehen.

Das Webinar fand am 8. Juni 2020 statt. Knapp 200 Teilnehmer haben daran teilgenommen. Das sind rund 70 Prozent der ursprünglich angemeldeten Teilnehmer. Mit diesem Format bieten die Forschungsnetzwerke auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen die Möglichkeit, sich fachlich miteinander auszutauschen und zu vernetzen.

Die Webinar-Reihe soll auch nach diesem Auftakt fortgesetzt werden. Mitglieder der Forschungsnetzwerke, die ein Webinar durchführen möchten oder Vorschläge für ein Thema haben, können sich gerne bei den Koordinatoren Ihres Netzwerks melden. Auch in Zukunft können diese Veranstaltungen eine gute Ergänzung zu den bekannten Aktivitäten der Netzwerke darstellen.

Die komplette Systemdienstleistungs-Landschaft im Blick

Johannes Umbach
© privat

Johannes Umbach ist Group Coordinator Communication Concepts in der Systemführung bei der TenneT TSO GmbH und einer der Autoren der Roadmap Systemdienstleistungen.

Johannes Umbach von TenneT ist einer der Autoren der Studie. Hier spricht er über die Ergebnisse aus Sicht eines Übertragungsnetzbetreibers, zielgerichtete Weiterentwicklungen der Systemdienstleistungen (SDL) sowie die gemeinsame Arbeit an der Studie.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ergebnisse der Forschungsroadmap?
In der Vergangenheit haben sich die Forschungsbedarfe meist auf spezielle Ausprägungen einzelner Systemdienstleistungen konzentriert. Die hier vorliegende Roadmap versucht, ein Narrativ für die künftige Weiterentwicklung der SDL-Landschaft zu entwickeln. Insbesondere wollten wir deren zeitliche Abfolge einschätzen. Dadurch ist eine langfristige Ausrichtung zur Weiterentwicklung der Systemdienstleistungen und auch eine zukünftige Lagebestimmung der Entwicklungen möglich. Das schafft die Grundlage, um gegebenenfalls Neujustierungen und eine Weiterentwicklung vorzunehmen.

Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Industrie?
Für eine zielgerichtete Entwicklung der Systemdienstleistungen ist es wichtig, die Vielzahl der an der Elektrizitätsversorgung beteiligten Stakeholder einzubinden. Nur so ist eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende möglich. Bei der Roadmap wird ein Grundgerüst der noch zu behandelnden Themen im Bereich der SDL aufgezeigt. An diesen kann die Entwicklung bei der Industrie gespiegelt werden. Somit können zukünftig notwendige Entwicklungen antizipiert werden.

Wie geht es nun weiter?
Nach der Vorstellung der Roadmap geht es im Grunde mit der Abarbeitung der verschiedenen identifizierten Punkte durch die Forschungsinstitutionen gemeinsam mit Partnern aus der Industrie weiter. Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass auch stets die möglichen Lösungsoptionen der Problematik geprüft werden, durch Anpassungen am bestehenden Anlagenpark. So kann eine volkswirtschaftlich effiziente Lösung vorangetrieben werden. Da aufgrund der vorhandenen Unsicherheiten der Zielkorridor der SDL-Roadmap breiter wird, sollten wir zukünftig in regelmäßigen Abständen eine Standortbestimmung durchführen und prüfen, ob der durch die Roadmap vorgezeichnete sowie der eingeschlagene Weg noch zur gewünschten Lösung führen.


Zur Person:
Johannes Umbach ist Group Coordinator Communication Concepts in der Systemführung bei der TenneT TSO GmbH. Er begleitete über viele Jahre die Weiterentwicklungen bei Systemdienstleistungen insbesondere der Frequenzhaltung. Neben der Begleitung verschiedener Forschungsprojekte

Das Interview führte Stephanie Epler, Wissenschaftsjournalistin beim Projektträger Jülich.